
Das Göttinger Barockorchester hat sich in den letzten Jahren unter anderem mit der Wiedergabe von Barockmusik aus der Universitätsstadt Göttingen hervorgetan. Im Fokus des Jahres 2024 stand die Wiederentdeckung und -aufnahme der 1740 von Wilhelmine von Bayreuth verfassten Oper „Argenore“. Dabei wurde die Oper mit dem Ziel bearbeitet, die barocke Opernwelt für möglichst viele Menschen zu erschließen. Durch die Veränderung der Struktur sollte ein zeitgenössischer Zugang zu dem original sechsstündigen Werk entstehen. Dafür wurde die renommierte österreichische Schriftstellerin Marlene Streeruwitz damit beauftragt, das Stück durch Monologe zu ergänzen, in denen Wilhelmine sich mit ihrem Vater auseinandersetzt, dem „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I. von Preußen. Das Motiv des autokratisch regierenden Königs, der willkürliche Entscheidungen fällt, erhielt angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen zusätzliche Relevanz. Gelesen wurden die Monologe durch Schauspielerin Claudia Michelsen, die für ihre Verkörperung starker Frauenrollen bekannt ist. Durch die Ersetzung der italienischen Rezitative mit modernen Texten kommen in dieser Fassung die aussagekräftigen Arien, die den Wesenskern der Komposition darstellen, besonders gut zur Geltung. Die Arien wurden von den namhaften Solist*innen Magdalena Hinz, Marysol Schalit, Pia Davila, Gerald Thompson, Lea Spohn und Janno Scheller gesungen, es spielte das Göttinger Barockorchesters unter der Leitung von Antonius Adamske.
Die Oper gehört zu den wenigen Bühnenwerke des Barocks, die von einer Komponistin stammen. Dem Ensemble ist es wichtig, talentierten Frauen des Barock Gehör zu verschaffen. Um das zu unterstreichen, wurde die neue Fassung an vier niedersächsischen Frauenorten aufgeführt: Hannover, Göttingen, Einbeck und Nienburg. Das Göttinger Barockorchester wollte durch das Projekt zudem eine Vernetzung mit anderen niedersächsischen Kulturakteuren herstellen, auch in strukturschwächeren Räumen.
Neben den Aufführungen ist eine CD-Aufnahme bei Coviello erschienen, u.a. mit der Zielsetzung, auch andere niedersächsische Ensembles zu motivieren, sich mit Komponistinnen auseinander zu setzen und ihre Kompositionen mit in ihr Programm aufzunehmen.
Schlussendlich wurde das Projekt mit großem Erfolg durchgeführt. Die Presse berichtete sehr positiv über die Konzerte, darunter die FAZ, Fono Forum und Opera Lounge. Auch die Konzertbesucher*innen zeigten sich begeistert: Bei der Vorstellung in Göttingen gab es von den 250 Besucher*innen Standing Ovations.
Die Aufführungen wurden gefördert durch die Niedersächsische Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Hannover, der Sparkasse Göttingen und der Bürgerstiftung Einbeck.

