Wertvolle Ausstellungsstücke werden Vereinseigentum

Niedersächsische Sparkassenstiftung und Sparkasse Aurich-Norden überlassen dem Förderverein des Historischen Museums Aurich zwei Exponate als Schenkung

Mit ihrer Museumsförderung unterstützt die Niedersächsische Sparkassenstiftung die Neu- und Umgestaltung von Dauer- und Sonderausstellungen, in Ausnahmefällen erwirbt die Stiftung besondere Werke zur Vervollständigung öffentlicher Sammlungen. So auch bei zwei Ausstellungsstücken, die die Stiftung zu einem Gesamtkaufpreis von rund 20.000 Euro erworben und dem Historischen Museum in Aurich bisher als Leihgaben zur Verfügung gestellt hatte: ein silberner Teller aus dem 17. Jahrhundert und ein Wachsporträt des Fürsten Georg Albrecht. Letzteres ist einmalig in der Sammlung des Museums, denn bisher ist nur dieses eine Wachsporträt eines ostfriesischen Herrschers bekannt. In einer Feierstunde am 10. November um 11.00 Uhr wird die Niedersächsische Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Aurich-Norden beide Exponate dem Förderverein des Museums als Schenkung überlassen. Damit können die Objekte dauerhaft in der Ausstellung des Historischen Museums gezeigt werden.

Dr. Johannes Janssen, Stiftungsdirektor der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, begründet die Schenkung: „Das Historische Museum Aurich leistet eine hervorragende Arbeit, um das Leben auf der ostfriesischen Geest zu dokumentieren und auch an nachfolgende Generationen zu vermitteln. Als Kulturförderer verbindet uns eine langjährige Förderpartnerschaft mit dem Museum. So haben wir unter anderem die Erweiterung des Museums und dabei die Ausgestaltung des ersten Schaubereichs maßgeblich gefördert. Mit der Schenkung, die wir heute in das Eigentum des Fördervereins übergeben, können zwei wertvolle und für die Region kulturhistorisch bedeutsame Exponate langfristig für das Museum gesichert werden.“

Oliver Löseke, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Aurich-Norden, ergänzt: „Wir als Sparkasse engagieren uns seit Jahrzehnten für die Region. Mit der Schenkung wollen wir die Weiterentwicklung des Museums unterstützen und das große ehrenamtliche Engagement des Fördervereins anerkennen.“

„Für uns ist diese Schenkung von besonderer Bedeutung“, sagt Museumsleiter Dr. Christopher Galler. „Schon seit der Gründung des Museums ist die Residenzzeit ein Schwerpunkt, der im Zuge der geplanten Neukonzeption noch gestärkt werden soll. Daher ist es eine besondere Freude, dass diese beiden Objekte mit Bezug zur Residenzzeit nun dauerhaft in unserem Haus bleiben. Gerade solche Objekte sind heute selten, denn mit dem Ende der Cirksena-Herrschaft wurde viel Inventar verkauft und taucht heute nur mit etwas Glück auf dem Kunstmarkt oder in Privatbesitz wieder auf“, weiß der Museumsleiter zu berichten.

Informationen zu den Exponaten

Der Silberteller wurde in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts durch den Gold- und Silberschmiedemeister Evert Gerdes hergestellt. Gerdes wurde 1631 geboren und war zwischen 1655 und 1694 als Schmied in Aurich tätig. Auf der Unterseite des Tellers befindet sich neben der Auricher Stadtmarke die Meistermarke von Gerdes. Der breite Rand des Tellers ist mit verschiedenen Blumendarstellungen verziert. In der Mitte befindet sich das Wappen der Familie Jhering, das wahrscheinlich einige Zeit nach der Herstellung hinzugefügt wurde. Wann und wie der Teller in den Besitz der Familie kam, ist aber unklar. Während er vorher möglicherweise als Brotteller diente, war er spätestens seit der Eingravierung des Wappens ein Zierobjekt. Die Familie Jhering war seit dem 16. Jahrhundert in Ostfriesland ansässig und erlangte große Bekanntheit. Joachim Jhering (1542–1617) war unter anderem Erzieher der Kinder des Grafen Edzard II. und 1818 wurde in Aurich der bekannte Rechtswissenschaftler Rudolf von Jhering geboren, nach dem heute die wichtige Hauptstraße nördlich der Innenstadt benannt ist.

Das Wachsporträt zeigt Georg Albrecht (1690–1734), Fürst von Ostfriesland, mit Perücke in Rüstung und Hermelinmantel. Gesicht, Körper und Rüstung sind aus Wachs modelliert, Mantel und Perücke wurden aus Fasern gefertigt. Georg Albrecht war der älteste Sohn des Fürsten Christian Eberhard und seiner Gemahlin Eberhardine Sophie, der das Erwachsenenalter erreichte. Nach Studien in Leiden und einem Kriegsvolontariat beim Herzog von Marlborough musste er 1708 noch im Alter von 18 die Nachfolge seines Vaters antreten. Aufgrund häufiger Erkrankungen war er in seinem Regierungshandeln eingeschränkt und musste die Regierungsgeschäfte schließlich zunehmend an den fürstlichen Kanzler Enno Rudolph Brenneysen abgeben. Er verstarb früh, im Alter von 45 Jahren, in seiner Sommerresidenz in Sandhorst.
Wachsporträts erfreuten sich an den europäischen Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit. Georg Albrecht steht damit in guter Gesellschaft. Ludwig XIV. von Frankreich, Friedrich II. von Preußen und viele weitere Herrscher ließen ihr Porträt in Wachs modellieren. Solche Porträts stellen oft ein besonders realistisches und wenig geschöntes Abbild dar. Bisher ist nur dieses Wachsporträt eines ostfriesischen Herrschers bekannt.

Beide Objekte wurden aktuell im Rahmen des Projektes „Die Sammlungen des Museumsverbundes – ins Licht gerückt“, das der Museumsverbund Ostfriesland über zwei Jahre hinweg durchführt, als wichtige Objekte der Sammlung professionell und hochauflösend fotografiert. Mit diesen Fotos sind nun Details sichtbar, die selbst bei genauem Hinsehen mit bloßem Auge nur schwer zu erkennen sind.

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Kirsten Karg

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