Museen

Pastors Hus – Das neue Museum im alten Pastorenhaus

Das kleine Haus ist eine große Sensation: Vor rund 20 Jahren wurde „Pastors Hus“ eher zufällig entdeckt. Fast 450 Jahre lang war es sozusagen verschwunden, versteckt in einem großen Bauernhaus.

1999 entdeckte man in Martfeld, im Landkreis Diepholz, dreißig Kilometer südlich von Bremen, das kleine Einraumwohnhaus aus dem 16. Jahrhundert in einem leerstehenden Niederdeutschen Hallenhaus aus dem 18. Jahrhundert. Ein bauhistorischer Schatz! Doch wie sollte er geborgen werden? Als dem großen Haus der Abriss drohte, schaltete sich der Heimatverein Martfeld ein und nahm sich diesem einmaligen Baudenkmal an. Mit sehr viel Engagement und auch ehrenamtlicher Leistung machte er ein modernes Museum daraus.

Die Geschichte des Hauses

2020 begannen die Arbeiten: Zunächst musste die äußere Hülle entfernt und Pastors Hus freigelegt werden. Dabei entdecke man einen Balken, in dem das Baujahr eingeritzt worden war: „ANNO dNI 153V“ (Anno Domini 1535). Dies bestätige das anhand von Holzuntersuchungen geschätzte Baujahr aufs Jahr genau.

Nach der Freilegung wurde das Fachwerkgerüst restauriert und gefestigt, um es, in einem dreitägigen Kraftakt, auf das Nachbargrundstück zu transportieren. Auf Rollen wurde es rund 150 Meter bis zu seinem heutigen Standort transloziert.

Dann begannen aufwändige Restaurierungsmaßnahmen: Lehmwände wurden eingezogen, Bodenplatten verlegt, Fenster mit Bleiverglasung angefertigt und eingesetzt, das Dach eingedeckt und vieles mehr.

Die Geschichte des Erbauers

Erbaut wurde das Haus von Otto Homfeld – dem ersten evangelischen Pastor im Ort. Neun Jahre nach Luthers Thesenanschlag in Wittenberg brachte er die lutherische Lehre nach Martfeld. Homfeld trat das Pfarramt 1526 an und heiratete kurz darauf. Zunächst wohnte er, wie die katholischen Priester vor ihm, im Pfarrhaus. Doch im Falle seines vorzeitigen Todes wollte er vorsorgen, damit seine Familie nicht obdachlos werden würde. Deshalb ließ er auf einem Stückchen Land im Pfarrgarten Pastors Hus erbauen, das zunächst nur selten genutzt wurde. Doch historische Quellen legen nahe, dass Otto Homfeld bereits drei Jahre später starb, vermutlich an der Pest, die zu dieser Zeit in der Gegend grassierte, und seine Familie einige Monate später das Pfarrhaus verlassen musste. Historisch gesichert ist, dass 1539 seine Pfarrstelle neu besetzt wurde.

Seine Witwe lebte nun mit den Kindern in dem kleinen Haus, das später von einem seiner Söhne übernommen wurde. Die nächsten Generationen betrieben Landwirtschaft und nach und nach wurde das Gebäude im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert, so dass das ursprüngliche Einraumwohnhaus von außen nicht mehr zu erkennen war.

Das Museum

Nun, da es an neuem Standort wieder in seinen historischen Zustand zurückversetzt wurde, dient das Haus als Museum, das seine beeindruckende Geschichte, die Geschichte des Pastors Homfeld und seiner Familie sowie die Geschichte der Reformation auf dem Land zeigt.

Zu sehen sind in dem kleinen Museum ausschnittsweise die historische Einrichtungssituation und die Feuerstelle, ein Bildschirm zeigt historische Nutzungen des Raumes. Ein Monitor simuliert ein Fenster, an dem Personen in historischem Gewand erscheinen, die vom Leben auf dem Land zur Zeit der Reformation erzählen, teilweise im örtlichen Platt. Eine interaktive Karte zeigt die Lebensstationen des Pastors und über kleine, dreidimensionalen Gebäudemodelle können Audiobeiträge zur Geschichte der Reformation abgerufen werden.

Es werden historische Fundstücke, wie Geschirr und Baumaterialien ausgestellt und ein Film zeigt die Restauration und Verrollung des Gebäudes. Ein bewegliches Modell verdeutlicht die Baugeschichte. Obwohl das neue Museum sehr klein ist, gibt es viel zu entdecken!

Die Förderung

Die Niedersächsische Sparkassenstiftung hat gemeinsam mit der Kreissparkasse Syke die Konzeption und den Aufbau des Museums gefördert, um dieses einmalige und regionaltypische Kulturgut auch für künftige Generationen zu sichern. Das neue Museum gibt auf beeindruckende Art Zeugnis über die Geschichte der Region, das moderne Ausstellungs- und Vermittlungskonzept ist sehr überzeugend.

Pastors Hus ist an jedem zweiten und letzten Sonntag im Monat von 11:00 bis 16:00 Uhr geöffnet. Für Gruppen auch nach Voranmeldung.

Anfahrt

Pastors Hus

Kirchstraße 13

27327 Martfeld

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